Obgleich der Weihenzeller Bauernsohn Johann Conrad Vogel heute fast vergessen ist, ist er gleichwohl einer der berühmtesten Söhne Weihenzells. Seine berühmte „Erfindung“ dagegen ist recht bekanntgeworden: Die „Linzer Torte“. Die Linzer Torte zählt neben der Sachertorte zu den berühmtesten Naschwerken österreichischer Herkunft, der Linzer Teig ist einer der beliebtesten Teigarten der österreichischen Mehl- und Süßspeisenküche. Johann Conrad Vogel, am 9. August 1796 in Weihenzell geboren erlangte mit dieser süßen Kreation Weltberühmtheit.Ob er sie tatsächlich "erfunden" hat, ist nicht eindeutig nachgewiesen. Die Eltern des Zuckerbäckers Vogel waren Bauern. Als Geburtshaus wird das frühere Anwesen Weihenzell Nr. 17 (Schlotfegergasse) genannt.
Als achtjähriger zieht Vogel nach Ansbach um, nach der Schulzeit und Konfirmation geht er zu dem Ansbacher Cafetier, Konditor und Lebküchner Adam Seitz in die Lehre, später arbeitet er als Geselle bei einem Meister Klein in Nürnberg. Dort lernt der junge Geselle Johann Conrad Vogel die Witwe Kreß kennen die er später heiratet. Nach umfangreicher Korrespondenz mit dem Ansbacher Magistrat wird seinem Auswanderungswunsch nach Österreich zugestimmt, er wird 1824 österreichischer Staatsbürger und der erste Protestant im Alpenstaat. Wann Johann Conrad Vogel die Linzer Torte zum erstenmal angerührt hat, läßt sich nicht mehr mit Bestimmtheit sagen, zumal ähnliche Rezepturen aus der steierischen Küche bekannt waren. Auch aus der französischen Küche dieser Zeit sind Speisen dieser Art unter dem Namen „Gâteau à la Madelaine“ verzeichnet. In der Barockzeit- bis dahin läßt sich die Torte zurückverfolgen- war es nicht üblich, Speisen nach ihrem Erfinder zu benennen, schon gar nicht nach dem „Personal“, dem ja der Koch oder auch Zuckerbäcker zugehörten.
Zuerst, etwa um 1700 treten Herkunftsbezeichnungen nach Ländern und Landstrichen auf. Die älteste Bezeichnung nach einer Stadt ist die nach Linz, gefolgt von „Copenhagen“. Ein Alfred Polgar schreibt „Von Linz kenne ich nur den Bahnhof und die Linzer Torte“ und auch Hermann Bahr erwähnt die Linzer Torte: „Die tortenberühmte Stadt, in der die Mädchen so sauer sind wie der dort landesübliche Most“. Bereits 1823 ist in dem in Budapest erschienen „Pesther Kochbuch“ der Josephine St. Hilaire das Naschwerk schon enthalten und auch in Ansbacher Kochbüchern um 1822 läßt sich die Linzer Torte nachweisen. Die ältesten gedruckten Rezepte über den „Linzer Teig“ stammen nachweisbar aus dem 18. Jahrhundert und finden sich in einem 1718 in Augsburg gedruckten Buch. Auch Vogels „Trick“ mit dem langen Rühren der die Torte wohlschmeckender macht, war offenbar nichts neues. Johann Conrad Vogel ist demnach wohl „nur“ ein erfundene Erfinder. Im Laufe der Jahre zeigte sich der angesehene und wohlhabende Bürger außerordentlich wohltätig zu den Armen seiner Stadt Linz. Er wurde Armenvater sowie Mitglied und Kommissar der Armenausschußes. Seinen evangelischen Glauben blieb er in der Diaspora seiner neuen Heimat treu. Er baute in Linz mit eigenem und gesammelten Geld die erste evangelische Kirche (1841 bis 1844) und evangelische Schule (1846) und gründete die erste evangelische Pfarrgemeinde. Auch Waisen- und Armenstiftungen entstanden durch ihn in Linz. Weihenzell verdankt ihm die Vogel´sche Stiftung in dem er seiner Heimatgemeinde 200 österreichische Gulden vermachte. Die Erträge aus dem Kapital wurden an Bedürftige verteilt. Als einziger Österreicher evangelischen Glaubens wurde Johann Conrad Vogel das goldene Verdienstkreuz mit Krone verliehen.
Der Weihenzeller Bauernsohn verstarb am 6. Oktober 1883 im Alter von 87 Jahren als hochangesehener Ehrenbürger seiner Wahlheimatstadt Linz. Der „Alte Vogel“, wie er im Volksmund genannt wurde, war „ .. vielen Armen die letzte Hoffnung. Im Umgang ist er die Liebenswürdigkeit selbst. Neben seinem hohen Sinn für Humanität und Menschenfreundlichkeit ist Vogel ein Mann von tiefer religiöser Gesinnung“. War nun Vogel der "Erfinder" der Linzer Torte? Wie zu vermuten ist, wohl kaum.
Rezept "Original Linzertorte"
Die Butter und den Zucker verkneten. Das gesiebte mit Backpulver vermischte Mehl, Nüsse, Eier und Gewürze dazukneten. Den fertigen Teig einkühlen. Nach einiger Zeit aus dem Kühlschrank geben und vierteln. Dreiviertel des Teiges auf ca. 1,5 cm ausrollen,(Tortendurchmesser ca. 22 cm ) die Ribiselmarmelade (dtsch: Johannisbeergelee) aufstreichen. Den restlichen Teig zu Rollen formen und als Gitter und Rand auf die Marmelade auflegen. Mit Ei bestreichen, am Rand mit gehobelten Mandeln bestreuen. Backzeit 40 – 45 Minuten bei ca. 190 Grad C